Tag 36 Besuch aus England

Ende August bekamen wir eine E-Mail aus England: "Wir haben vor, eine Nacht (Montag 25 Sept) in Bad Pyrmont zu verbringen (...). Wir werden bestimmt das Quäkerhaus in Bad Pyrmont von außen ansehen - da meine Mutter Pleasaunce Holtom oft bei der deutschen Jahresversammlung war, und davon viel erzählt hat. Liebe Grüße Mark Holtom." Ich lud sie natürlich ein. Da ich den Namen Pleasaunce schon mal gelesen hatte, wurde ich neugierig.
Zu meinem Erstaunen erfahre ich, dass Pleasaunce eine Tochter von Corder und Gwen Catchpool (links) war. Catchpools arbeiteten 1931-1936 im Internationalen Sekretariat der Quäker in Berlin  – zusammen mit Richard Cary (rechts) dessen Enkel vorige Woche hier waren. (siehe Tag 26)

Es bewegt mich sehr, dass Enkel dieser beiden Familien aus USA und England zufällig innerhalb von 10 Tagen hier das QuäkerHaus in Pyrmont besuchen, deren Großeltern in den 30er Jahren gemeinsam in Berlin gearbeitet und deren Eltern zusammen gespielt haben ... in diesen Jahren, in denen hier das QHaus gebaut wurde. Verbindungen die über 3 Generationen und 2 Kontinente halten.

 

Kürzlich las ich auf einem Kalenderblatt ein Zitat von Bertha von Suttner: "Nicht unserer Vorväter wollen wir trachten, uns würdig zu zeigen - nein, unserer Enkel."

 

Carys und Catchpools halfen gemeinsam in jener Zeit denjenigen, die Opfer des Antisemitismus und anderer nationalsozialistischer Maßnahmen wurden. Corder und Gwen Catchpool kamen 1931 mit ihren vier kleinen Kindern nach Berlin. Ihre Tochter Pleasaunce schreibt in ihrer Cary-Vorlesung 1984: "An ihn (Richard) kann ich mich gerade noch erinnern. Deutlicher ist mir seine Frau Mary im Gedächtnis und ihre Kinder, die in unserem Alter waren und mit denen wir während jener Jahre in Berlin manchmal gespielt haben.“

Dann denke ich: "Catchpools sind aber nicht auf unserem Friedhof beigesetzt, eine Verbindung gibt es da eigentlich nicht zu Pyrmont. Ich forsche weiter und lese: "in 1947, he and his wife Gwen were invited by the Friends Relief Service to run the Quaker Rest Home for ex-prisoners of the Nazis at Bad Pyrmont in Germany." Irgendwie hat immer alles auch etwas mit Bad Pyrmont zu tun ...

 

Wir hielten spontan eine Andacht zu dritt im QuäkerHaus und fühlten uns sehr verbunden mit der Geschichte und den Freunden, die im Laufe der 90 Jahre in diesem Saal zu Andachten versammelt waren. Wir sind sehr dankbar für die lebendige Begegnung an diesem geschichtsträchtigen Ort. Auch war es sehr schön beim Abendbrot herauszufinden, dass wir viele gemeinsame Quäkerfreunde in Deutschland und England haben. Wie ich hörte, kennen einige von euch Mark und Catherine schon länger. Mark unterstützte zum Beispiel Lore Engelhardt in den 70er Jahren bei den Junioren-Freizeiten in Udenhausen!